wanderlust = n, [won-der-luhst], a strong innate desire to rove or travel about

18.02.2014

Liebe auf den ersten Blick

zwischen Marillenmarmelade und Gelbem Muskateller 

FIJUKA und die Stadt Krems


Das Bühnenleben und die intensive Beschäftigung mit Musik gehören für die zwei talentierten Mädels seit jungen Jahren dazu. Fijuka debütierten im Oktober 2013 mit ihrer EP, aus denen die Songs „Behave“ und „Phantom Sentimental“ entkoppelt wurden. Judith und Kathie stellten sich den Fragen rund um Herkunft, Vorbilder und Erwartungen beim Filme-Schauen. Dass Krems für beide Musikerinnen keine Unbekannte darstellt, verrieten sie mir im Email-Interview im Detail.

FIJUKA © Clemens Schneider

Im Zuge der CINEZONE spielt das discoesque Duo am 20. Februar in der film.bar des Kino im Kesselhaus.

diekremserin: Seit einigen Jahren ist Wien eure Wahlheimat. Wo kommt ihr her? Wie glaubt ihr, beeinflusst eure Heimat die Musik, die ihr heute macht? 

Judith: Ich komme aus Niederösterreich, aus einer kleinen Ortschaft an der Donau, nahe Krems. Ich bin 8 Jahre lang in Krems in die Schule gegangen und wenn ich ab und zu (leider viel zu selten) noch nach Krems komme, freue ich mich immer sehr! Ich glaube aber, dass mich meine Herkunft im Sinne von Stadt/Land nicht maßgeblich im Musik-Machen beeinflusst. Vielleicht spielt da eher meine Herkunft aus Mitteleuropa, unsere klassische Musiktradition, eine Rolle - ich würde das in einem größeren Rahmen sehen.

Kathie: Ich bin aus Burghausen, einer kleinen, pittoresken Stadt in Oberbayern. Die bayerische, traditionelle Musik hat mich jetzt nicht allzu sehr beeinflusst. Obwohl ich prima jodeln kann! Klingt komisch, ist aber so. In Burghausen gibt es jedoch seit recht langer Zeit ein großes Jazzfestival, da habe ich natürlich schon in jungen Jahren meine Fühler reingesteckt, in den dunklen, verrauchten Jazzkeller quasi, das fand ich äußerst spannend.

diekremserin: Wie kommt ihr zur Musik? Hat der Wunsch zur Musikerin schon immer in euch geschlummert? 

Judith: Der musste nicht lange schlummern. Das hat sich von Anfang an ganz natürlich entwickelt. Ich bin zum ersten Mal mit 5 oder 6 Jahren auf der Bühne gestanden. Ab diesem Augenblick war eine Regelmäßigkeit da, die nie abgerissen ist. Das war keine Entscheidung, die in einem bestimmten Moment getroffen wurde, sondern eine recht klare Linie. Nachdem ich während der Schulzeit sehr viel Musik gemacht habe, hat niemanden überrascht, dass ich dann Musik studieren wollte.

Kathie: Seit ich in der ersten Klasse meine erste Bühnenrolle als insomnisches (!) Dornröschen hatte - da war ich wohl auch so 6 Jahre alt - wollte ich wieder auf die Bühne, wieder und wieder und wieder.


diekremserin: Wenn ich richtig informiert bin, habt ihr zusammen Popmusik studiert. Was kann ich mir darunter vorstellen? Welche "skills" werden vermittelt?

Judith: Wir haben beide unser Instrument studiert. Also, Kathie Gesang und ich E-Bass. Dabei hat man sehr viel Einzelunterricht und Unterricht in kleinen Gruppen. Es gibt kaum Vorlesungen in dem Sinn, dass da 100 Studenten anwesend sind. Das Studium ist sehr zeitintensiv und man muss sich wirklich einbringen. Was vermittelt wird hängt somit sehr von einem selbst und vom jeweiligen Lehrer ab. Mein ehemaliger Lehrer ist übrigens auch Kremser: Willi Langer - er war großartig!

Kathie: Ich habe in Linz eigentlich erst Jazz und improvisierte Musik an der Bruckner Uni studiert. Der Schwerpunkt lag da ein bisschen woanders als in Wien.
In Wien dann Popmusik, ja. Welche "skills", puh. Man lernt sein Handwerk, man lernt sein Instrument so vielfältig wie möglich einzusetzen: in meinem Fall die Stimme. Und man lernt sie so einzusetzen, dass sie nicht nach einem Gig schon völlig kaputt ist!
Ich hatte bei Elf Aichinger Unterricht und sehr viel von ihr gelernt. Die Zeit möchte ich nicht missen.

diekremserin: Die 80iger und 90iger liegen voll im Trend: in welchen Persönlichkeiten – der Vergangenheit und heute – seht ihr musikalische Vorbilder?

Judith: Ich hatte nie ein bestimmtes Idol. Aber ich könnte endlos aufzählen, welche KomponistInnen, MusikerInnen etc. ich großartig finde und es gibt da eine große Spannweite – Michael Jackson, Björk, Nick Cave, Cyndi Lauper, Freddy Mercury, Mick Jagger, Sting, Kelis, St. Vincent...

Kathie: Auf jeden Fall alle, die Judith schon erwähnte, aber ergänzend: Whitney Houston, Kate Bush, Radiohead, Jeff Buckley, und die sind zwar eher aus den 70ern, aber wichtig für mich: Fleetwood Mac, The Cure, Joni Mitchell, Giorgio Moroder, The Pretenders, Blondie…und so weiter und so weiter

diekremserin: Steht die Mode, die zu den „bunten“ Jahrzehnten gehört, für euch auch mit im Vordergrund?

Judith: Im Vordergrund vielleicht gar nicht so, aber ja, wir ziehen uns gerne sexy an, und klar, wir verwenden mehrere Ebenen als „nur“ die Musik, um uns auszudrücken, und da kann man mit Mode viel machen.

Kathie: Da habe ich nichts hinzuzufügen :)

diekremserin: Während, meiner Meinung nach, eure Melodien Spaß machen und zum Tanzen anregen, sind eure Texte doch nachdenklich und seriös. Wie seht ihr den Zusammenhang zwischen Lyrics und Musik?

FIJUKA: Das kommt auf den jeweiligen Song an - es kommt bei uns vor, dass die Musik den Text unterstreicht, aber auch dass die Musik dem Text eine ganz andere Stimmung hinzufügt. Dann gibt es aber auch Songs in denen der Text mehr eine lautmalerische Funktion übernimmt.

diekremserin: Von eurem Song „Behave“ geht ein hervorragendes Video herum: Cheerleader, Bänderturnen, lebensgroße Reifen und Turnen – seid ihr selbst Hobbymäßig Turnerinnen? Ihr habt euch ja auch selbst in die Ringe getraut. Wie kam die Idee zum Video?

FIJUKA: Oh nein, wir sind zwar beide (wie wir zumindest finden) recht gelenkig, aber keine Turnerinnen und mussten uns entsprechend auf das Video vorbereiten, mit viel Schweiß und Schmerz, haha.
Aber die Rhönrad-Turner und die Cheerleader haben sehr geduldig mit uns trainiert. Die erste Idee, ein Video mit Cheerleadern zu machen, kam von Kathie: ihr waren die Cheerleader im Traum erschienen. Dann wollten wir noch eine Ebene einbauen und Judith kam auf die Rhönräder, die hatte sie als Kind einmal bei „Wetten, dass?“ gesehen.

diekremserin: Das Video „Phantom Sentimental“ steht dagegen ganz im Zeichen des Sommers. In Zeitlupe findet eine Grillfeier auf einer Dachterrasse mit vermeintlichen Freunden statt – die Gesichter wirken sehr schräg und sogar furchteinflößend. Wie hängen für euch in diesem Fall Musik, Video und Lyrics zusammen?

FIJUKA: In diesem Fall ist der Song schon ein bisschen ambivalent, die Musik klingt viel unbeschwerter als der Text ist. Dadurch entsteht eine leicht melancholische Stimmung. Diesen Effekt wollten wir mit dem Video noch unterstreichen, d.h. das Video hat mit den Lyrics nichts zu tun - es hat eine ganz eigene Geschichte.

diekremserin: Am 20. Februar spielt ihr in einer sehr privaten Venue in der film.bar des Kino im Kesselhaus Krems. Was verbindet ihr mit Krems?

Judith: Ich kenne die Stadt ganz gut und verbinde natürlich sehr viel mit ihr - hier bin ich als Teenager ausgegangen! Ich mag Krems sehr gern, vor allem liebe ich die kleinen mittelalterlichen Gässchen in der Altstadt.

Kathie: Ich war einmal in Krems beim donaufestival, ein sehr hübsches Städtchen! Außerdem liebe ich gelben Muskateller und Marillenmarmelade, da bin ich in der Kremser Gegend recht gut aufgehoben habe ich festgestellt.




diekremserin: Dem Konzert geht der Film „I used to be Darker“ von Matt Porterfield voraus. In Kritiken wird der Film als „Spaziergang durch Musikgenres und das Innenleben der Figuren“ beschrieben. Werdet ihr euch den Film (vorab) ansehen?


FIJUKA: Wir hoffen, wir kommen noch dazu!

diekremserin: Nachdem ich eure Videos gesehen habe, darf ich annehmen, dass ihr auch filmaffin seid. Welche Erwartungen habt ihr an einen Film? Gibt es einen/zwei Filme, die ihr als eure Lieblingsfilme bezeichnen würdet?

Judith: Ja, wir gehören tatsächlich zu den Filmaffinen! Ich mag sehr gern Filme von Roman Polanski, aber auch Francois Ozon zum Beispiel.

Kathie: Ich mag Screwball recht gern…und Coen, Polanski und Kubrick Filme
Erwartungen? Große! Immer!

diekremserin: Euer Debütalbum erschien im Oktober 2013. Hat sich seit dieser Release etwas für euch geändert?

FIJUKA: Wir werden jetzt in den In-Clubs immer an der Schlange vorbei gleich hineingewunken.

diekremserin: Zum Abschluss: was steht in der Zukunft für euch an? Welche Pläne habt ihr? Arbeitet ihr an einem neuen Album?

FIJUKA: Im Moment spielen wir viel, schreiben aber auch permanent und nehmen auf, also alles gleichzeitig. Wir arbeiten einfach und schauen was damit passiert...


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